Das Vierte Gebot

DU SOLLST DEINEN VATER UND DEINE MUTTER EHREN.

»Vater..., Vater... – warte!« (Aus Krzysztof Kieslowskis »Dekalog 4«)

Das Vierte Gebot legt uns vielerlei Verpflichtungen auf, den Eltern gegenüber, den noch Lebenden und den schon lange Toten, aber auch uns selbst und unseren Kindern gegenüber. Der englische Schriftsteller und Künstler John Berger sprach kürzlich in einem Interview mit dem »Tagesspiegel« von der Hoffnung, die in dieser zunehmend von Kriegen und Konflikten zerrütteten Welt, noch von Bestand ist: »Hoffnung ist zuerst und vor allem die Treue zu den Toten, zu dem, worauf sie hofften, was sie erlitten, was sie erkämpft haben. Hoffnung ist verbunden mit dem Gefühl der Komplizenschaft mit anderen, unzähligen anderen: mit den Lebenden, den noch Ungeborenen und den Toten, die alle gleichermaßen anwesend sind.« John Berger sprach vor vielen Jahren auch einmal davon, dass das Kreuz für ihn ein Sinnbild sei für die Solidarität der Lebenden untereinander (die horizontale Achse) und die Verbundenheit der Lebenden mit den Toten, aber auch den noch nicht Geborenen (vertikale Achse). Man muss ihm in dieser eigenwilligen Auslegung des Kreuzessymbol nicht unbedingt folgen, aber sie gibt uns einen Hinweis darauf, worum es in diesem Vierten Gebot auch geht: Um die Verpflichtung, die uns erwächst aus dem, was unsere Eltern, Großeltern Vorfahren getan (und auch verbrochen haben) und die Verpflichtung, die sich gegenüber unseren Kindern und Kindeskindern ergibt. 
Weiterlesen... Laudatio von Corinna Kirchhoff


»Mir fehlt nichts«
(Erster Preis)

Regie: Petra Lottje, D 2014; 13:10 Min.

Der Animationsfilm erzählt eine irritierende deutsche Familiengeschichte. Das leben, einmal aus dem Lot geraten, scheint für Generationen in Schieflage. Es geht um Sprachlosigkeit und – Wut.


»Alter Egon«
(Erster Preis)

Regie: Levin Hübner, D 2014; 15:00 Min.

Gesine ist tot. Völlig überfordert möchte Olaf, ihr Sohn, die wichtigsten Formalitäten in die Wege leiten, während sein Vater Egon mit dem Bau eines neuen Kamins für Gesine unbeirrt fortfährt. 

»Rebecca« (Dritter Preis)

Regie: Anna Kohlschütter; D 2014; 28:00 Min.

Rebecca ist frisch von Ben getrennt. Jetzt wohnt sie in der WG ihrer besten Freundin. Rebecca ist ruhelos, lässt sich treiben. Die einzige Konstante ihre Lebens ist der tägliche Besuch ihres kranken Vaters im Pflegeheim. 

  

»Imitation« (Lobende Erwähnug)

Regie: Tobias Sauer; D 2014; 03:00 Min. 

Schon früh ahmen Kinder die Welt der Erwachsenen nach. Das zeigt auch ein Amateurfilm aus den 30er Jahren. – Sind wir nur eine Wiedergeburt unserer Eltern? Was ist es, das von ihnen in uns fortlebt, unser Erbe?

Bild 1: Preisträger mit Juryvorsitzende Corinna Kirchoff; Bild 2: Preisträgerin Petra Lottje; Bild 3: Dr. Heinke Fabritius, Guardini Stiftung