Das Siebte Gebot

DU SOLLST NICHT STEHLEN.

Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, unseres Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen oder mit falscher Ware oder Handel an uns bringen, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten.

                                                                     Martin Luthers Erklärung zum Siebten Gebot im Kleinen Katechismus

Manche der Zehn Gebote sind uns heute fremd geworden, andere so selbstverständlich, dass all ihre Widerhaken verschwunden sind. Zu den zweiten gehört sicher das Gebot, sich nicht unrechtmäßig anzueignen, was anderen gehört. Seine Verinnerlichung ist Teil jedes kindlichen Sozialisationsprozesses. Nicht jeder akzeptiert es, aber jeder versteht es. Das »Abziehen« ist Teil von Jugendmilieus, Ladendiebstahl ein alltägliches Massenphänomen, und in weiten Teilen der Gesellschaft wird mit so harten Bandagen gekämpft, dass die Grenzen von Recht und Unrecht verschwimmen. Und doch ist das, was abgezogen und abgezockt wird, im nächsten Moment oft schal und bedeutungslos. Vielleicht das Symptom einer Konsumgesellschaft – aber schon Augustinus bekennt: »Auch wollte ich nicht, was der Diebstahl mir verschaffte, genießen, sondern den Diebstahl selbst…«

Ursprünglich ist im Verbot des Diebstahls eine ganz wesentliche Dimension des Menschseins erfasst. Einem anderen etwas zu nehmen, kann durchaus bedeuten, ihn in seiner Existenz zu bedrohen. Das Gebot ruft dazu auf, die Freiheit des anderen Menschen zu respektieren, ihn nicht zu versklaven. Was einem anderen gehört – Güter, Name, Identität, Würde –, soll nicht missbraucht werden.

Und wie stehen wir heute zu diesem ebenso bekannten wie verkannten Gebot?