Das Vierte Gebot

DU SOLLST DEINEN VATER UND DEINE MUTTER EHREN, AUF DASS DIR´S WOHL ERGEHE UND DU LANGE LEBEST AUF ERDEN.

Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsere Eltern und Herren nicht verachten noch erzürnen, sondern sie in Ehren halten, ihnen dienen, gehorchen, sie lieb und wert haben.
                                                                               Martin Luthers Erklärung zum Vierten Gebot im Kleinen Katechismus

Das scheinbar so eindeutige Vierte Gebot wirft viele Fragen auf: Warum fordert es auf, die Eltern zu ehren und zu achten, warum nicht klar und un­missverständlich, sie »zu lieben«? Wie ist die Ver­heißung irdischen Glücks – womöglich im Kontrast zum himmlischen Heil – zu verstehen? Stehen »Vater und Mutter« als Bezugsgrößen in der Generationenabfolge für die Achtung eines unveräußerlichen Erbes, für die heute dringend gebo­tene Ehrfurcht vor der Geschöpflichkeit? Und was bedeutet der Kommentar Luthers, der sich auf »die Herren« bezieht, die wir neben den Eltern »nicht verachten noch erzürnen« sollen?