Das Achte Gebot

DU SOLLST NICHT FALSSH ZEUGNIS REDEN WIDER DEINEN NÄCHSTEN.

Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unseren Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.

                                                                             Martin Luthers Erklärung zum Achten Gebot im Kleinen Katechismus

Klatsch und Tratsch sind oft die Würze für einen gelungenen Abend. Angesichts der schwer durchschaubaren Komplexität moderner Lebenswelten liegt es nahe, einfache Antworten zu suchen. Die heile Welt ist begrenzt und die Nähe zur Unwahrheit immer groß. Reden wir uns die Widersprüche und Abgründe unseres Lebens deshalb zuweilen schön? Die englische Sprache kennt eine treffende Metapher: white lie – weiße Lüge – Notlüge.

»Was ist Wahrheit?« – diese alte Frage zeigt an, wie subjektiv und dehnbar dieser Begriff gebraucht wird. Welche Rolle spielen die Künste im Spiel zwischen Wahrheit und Lüge: die Märchen, Mythen, Geschichten in Literatur und Film, Verzückendes in der Bildenden Kunst, Betörendes in der Musik? Pablo Picasso meinte: »Wir wissen alle, dass Kunst nicht Wahrheit ist. Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit begreifen lehrt, wenigstens die Wahrheit, die wir als Menschen begreifen können.« 

Angesichts des schwierigen Umgangs mit Lüge, Wahrheit und deren Spielarten in unserem eigenen Leben stellt sich die Frage nach den Maßstäben, an denen sich wahrhaftiges Leben orientieren kann. Das Achte Gebot des Dekalogs gibt darauf eine Antwort.